Zwei, drei, vier…seit exakt sieben Tagen gehöre ich nicht mehr dazu. Verbannt aus der paradiesischen Pinterest-Welt der Inspirationen. Warum das so ist? Hier ist der Versuch einer Rekonstruktion, an deren Ende komplette Ahnungslosigkeit steht. Bilder und Ideen mit anderen teilen, suchen, entdecken, sammeln – das ist Pinterest. Stundenlanges Scrollen durch den Feed ist wie Reisen in einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mal hier gucken, mal dort staunen und immer fleißig Souvenirs mitnehmen. Im Grunde eine echt schöne Sache!
Das erste Mal weniger schön wurde es im letzten Sommer. Da fand ich meine Bilder mit der Schale aus Wiener Geflecht bei diversen Online-Magazinen. Quellenangabe: Pinterest. Schlimm genug, dass sich große Verlagshäuser mit eigener Rechtsabteilung nicht um die Einwilligung und Nennung des Urhebers bemühen. Wirklich dreist ist aber: Pinterest lässt das eigene Unternehmen mit Bildern bewerben, die irgendein Nutzer dort ungefragt hochgeladen hat. Ein Fehler der Redakteure? Auf jeden Fall! Eine Verantwortliche schrieb mir allerdings als Entschuldigung, sie habe das Bild vom Pinterest-Pressebüro bekommen.
Konto weg, Pins weg
Um dem ganzen Schlamassel aus dem Weg zu gehen, habe ich vor wenigen Wochen einen Unternehmensaccount bei Pinterest angelegt. Alle Projekte von bildschoenesdesign ganz offiziell eingestellt und auf einen Blick. Win-win für alle: die Plattform bekommt rechtmäßige Inhalte, Suchende außergewöhnliche DIY-Ideen, der Blog mehr Aufmerksamkeit. Als dann die Nachricht kam, dass mein Konto gesperrt wurde, war deshalb der erste Gedanke: echt abgefahrener Aprilscherz. Leider förderte das Ergebnis einer erneuten Überprüfung zutage: Pinterest hat weniger Humor, als ich dachte. Schlimmer noch: Sie meinen es tatsächlich ernst!
Viel, viel Zeit, um Bilder zu pinnen, Ideen zu sammeln und Projekte zu systematisieren – weshalb auch immer – in die Luft geblasen. Mehrfaches Nachfragen nach der genauen Ursache des Problems brachte lediglich eine einzige Reaktion. Nämlich das Wiederkäuen der Spam-Richtlinien: betrügerisch, irreführend, unerwünscht. Attribute, die ich weder mir noch meiner Arbeit zuschreibe. Und als ob es nicht reicht, wegen guter Absichten so kriminalisiert zu werden, gab es den doppelten Dolchstoß gleich obendrauf: keinen Zugriff mehr auf Pins und Pinnwände, keine neue Registrierung möglich. Einmal puff und alles weg!
Pinteressiert mich nicht mehr
Das unerfreuliche Szenario bietet verschiedene Optionen. Möglichkeit 1: Selbstkritische Reflexion. Oder auch: der akademische Weg. Wenn es als betrügerisches Wiederholen gilt, dasselbe eigene Bild an einem Tag auf zwei verschiedenen Pinnwänden zu pinnen, dann bekenne ich mich schuldig! Natürlich nicht ohne das letzte Wort: Na und!? Ich verticke schließlich keine Heizdecken an senile Menschen, ich stelle hochwertige Inhalte kostenfrei zur Verfügung. Diese Erkenntnis setzt Möglichkeit 2 in Gang: Ich gehe Cesare vom Support solange auf die Nerven, bis er sie verliert und mich quasi rehabilitiert. Da Cesare aber vermutlich nur der Versuch ist, automatische Antworten menschlicher wirken zu lassen, sind die Aussichten auf Erfolg eher mittelmäßig bis mau.
Das führt geradewegs zu Möglichkeit 3: Pinteressiert mich nicht mehr! Ein Unternehmen, das Urhebern und Nutzern derart ins Bein schießt, bekommt keine Unterstützung von mir. Allerdings liegt da der Hund im Pfeffer begraben: Ich kann gar nicht kein Teil von Pinterest sein, schließlich können andere Nutzer meine Bilder dort weiterhin pinnen. Genau genommen nur mit meiner Erlaubnis, aber bei solchen Gesetzlichkeiten drückt man halt gerne mal beide Augen zu. Und dann gibt es da noch die Paranoia-Variante: Alles gar kein Zufall! Stille Rache des Pressebüros oder der Pinterest-Mafia…Solltet ihr demnächst nichts mehr von mir lesen, floate ich wahrscheinlich am Grund des nächsten Baggersees. Höchstpersönlich einbetoniert von Cesare!
UPDATE: Noch während ich den Text für die Veröffentlichung vorbereite, beendet Pinterest unsere Krisenkommunikation vorzeitig: „This is an automated reminder that we’ve closed your support request. We won’t be able to provide any further support regarding your account deactivation. While this may be frustrating, we’re doing what we can to keep Pinterest a secure place of inspiration.“ Ähm, ja!
UPDATE-UPDATE: Dank der Hilfe von Anna ist mein Account seit heute wieder verfügbar. Die Ursache für den ganzen Ärger: Ich war zu aktiv! Da ich bisher davon ausgegangen bin, dass genau das gewünscht ist, muss ich mich wohl in das Konzept noch mal genauer einlesen…
Larissa Selzer
Hallo,
Ich wollte mal nachfragen, ob dein Konto wieder entsperrt wurde. Hast du danach das Gefühl gehabt, dass der Algorithmus dich nicht mehr so wirklich anzeigt? Das du mit der gleichen Arbeit weniger Aufmerksam bekommst?
Viele Grüße,
Larissa
Chris
Liebe Julia 🙂 Aktuell scheint Pinterest wieder viele Accounts zu sperren. Wo findet man denn die Tipps von Anna, wodurch man seinen Account auf Grund von zu hoher Aktivität wieder entsperrt bekommt? Die Tipps würde ich natürlich auch gerne erfahren 🙂
Ganz liebe Grüße, Chris
JuLa
Hallo lieber Chris,
Tipps zum Entsperren habe ich leider nicht, außer „Dranbleiben“ und „Geduld haben“. Bei mir hat sich erst nach mehreren Wochen der Service gemeldet…Um nicht erst gesperrt zu werden, empfiehlt sich Folgendes: Nicht zu viel auf einmal pinnen, 80% eigene Inhalte – 20% fremde Inhalte und anderen Nutzern folgen.
Auf jeden Fall viel Erfolg und liebe Grüße
Julia
Sylvia
Liebe Julia,
eigentlich hatte ich ja nur was zum Thema Kontosperrung bei Pinterest gesucht. Bei Google warst Du damit jetzt schon mal auf der ersten Seite – und das ohne Pinterest-Marketing!? Mein junges Blogger-Dasein erlitt heute auch einen mächtigen Einschnitt. Ob es bei mir auch einen Cesare gibt? Ich werde sehen und mich derweil auf Deinem Blog umsehen. Mir gefällt das Design unglaublich gut und die Beiträge in Deiner Kolumne treffen bei mir genau ins Schwarze, ähem, Grüne.
Weiter so und viele Grüße,
Sylvia
JuLa
Hallo liebe Sylvia,
na, immerhin einmal auf Platz 1 bei Google 😉 Einschnitte, Rückschläge, Hindernisse, das ist auch nach vielen Jahren Bloggen nicht anders. Wichtig ist nur: bloß nicht unterkriegen lassen!
Viele liebe Grüße
Julia
Zarah
Das ist ja wirklich unglaublich was dir passiert ist! Ich finde auch ständig geklaute Pins von mir, die zu anderen Webseiten führen. Das Thema wurde schon zig mal im Pinterest Forum angesprochen, nie kam auch nur eine Stellungnahme dazu. Dabei wäre es so einfach automatisiert die Spamseiten zu prüfen und zu sperren.
Barbara
Hallo Julia,
der normale Support ist ziemlich mühsam, das stimmt. Hast du es über die Pinterest Creators Community versucht?
JuLa
Hallo Barbara,
das ist ein guter Tipp, vielen Dank!
Herzliche Grüße
Julia
Sandra
Was für ein Alptraum! Kannst du wenigstens unter einem ähnlichen Namen einen neuen Account eröffnen, oder brauchst du dazu erst noch eine neue E-Mail-Adresse?
Eigentlich müsstest du Pinterest verklagen weil das definitiv massiv geschäftsschädigend ist und du weder die Ursache mitgeteilt bekommst, noch eine akzeptable Kommunikation stattgefunden hat. Von Support mal ganz zu schweigen.
Aber selbst die eigene Blogseite ist nicht sicher. Gerade heute wurde wieder eine Seite einer bekannten deutschen Bloggerin gehackt. Heftig!
JuLa
Hallo liebe Sandra,
ich könnte mich mit einer anderen Mailadresse anmelden, aber da ich die Ursache für die Sperrung nicht kenne, würde das Gleiche vermutlich wieder passieren. Und irgendwie will ich auch nicht das Hintertürchen nehmen;) Ja, das ist echt nervig und überflüssig! Mein Security Plugin meldet mir immer irgendwelche Login-Versuche…Ich hoffe, dass wenigstens dieser Kelch an mir vorbeigeht!
Viele liebe Grüße
Julia
Christina
Das ist ja ein Ding 🙁
Auch wenn dir das jetzt nicht weiter hilft – man sollte sich immer wieder genau deshalb bewusst machen: der eigene Blog ist das „Headquarter“, wo man selbst der „Chef“ ist – andere Plattformen kommen und gehen und werfen einen im Zweifelsfall berechtigt oder unberechtigt „raus“.
Ich bin echt erschüttert, dass das Pinterest so handhabt, bei Faceboo, hätte mich das weniger gewundert, so wie es da zugeht.
Falls es jemandem eine Hilfe ist, ich habe ein Tool gefunden, mit dem man seine gesammelten Pins backuppen und exportieren kann – bei geheimen Boards muss man jedes Board separat exportieren. Man erhält dann eine Liste mit HTML-Bookmarks, die man dann wiederum in einem Browser öffnen kann. So ist zumindest nichts verloren, was man über die Jahre vielleicht als Inspiration gesammelt hat: https://pinbackit.github.io/
Das Tool funktioniert NICHT im Firefox Browser, mit dem Chrome geht es aber, gerade nochmal getestet.
Beate
Oh man… Wenn man anfängt in Wunden zu stochern…das gefällt nicht jedem. Wirklich dreist, was sich manche Firmen erlauben. Ich bin dann direkt froh, dass ich hier nach meiner Laune sein kann.
Ich hoffe Cesare hat ein Einsehen mit dir… ?
Liebe Grüße
BEATE
JuLa
Hehe, das hoffe ich auch! Ich werde doch noch gebraucht 😉
Viele liebe Grüße
Julia
Sarah
Liebe Steffi,
ich sehe diese ganzen Plattformen (Pinterest, Instagram, Facebook…) eh kritisch. Wer braucht die schon!?! Ich hoffe du lässt dich davon nicht unter kriegen und teilst deine wunderbaren kreativen Ideen hier auf dem Blog weiter mit uns!!!
Ich würde dich jedenfalls sehr vermissen!!! Fühl dich gedrückt von einer treuen, wenn auch sonst leisen Leserin!
LG Sarah
JuLa
Liebe Sarah,
kann ich als Privatperson gut nachvollziehen! Als „beruflicher“ Blogger wird man allerdings anhand von Followern und Traffic bewertet und dafür sind diese Medien eben entscheidend. Ich freue mich jedenfalls, auch mal von stillen Lesern zu hören und danke dir sehr dafür!
Herzliche Grüße
Julia
Edith Götschhofer
Uih schlimm, mir geht es gerade so auf Facebook.
Ich weis gar nicht warum ich gesperrt wurde, ich kann und darf nichts mehr verlinken.Basta!
Ja zum Glück haben wir deinen wunderschönen Blog.
Dabei will ich die Gelegenheit mal wieder nutzen und dir Danke sagen für deine wunderschönen Ideen, die du mit uns teilst
Liebe Grüße, Edith.
JuLa
Liebe Edith,
ich drücke dir die Daumen, dass Facebook vielleicht doch noch ein Einsehen hat und danke dir für deine lieben Worte. Das tut in solchen Momenten sehr, sehr gut!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Julia
Tammy
Unfassbar. Und das Update dazu noch mehr. Tut mir Leid, dass Pinterest so eine Nullnummer für Dich ist. Aber umso schöner, dass es Deinen Blog gibt.
LG Tammy
JuLa
Liebe Tammy,
hab vielen Dank! Wer braucht schon Pinterest, wenn er so treue Leser hat!
Liebe Grüße und einen guten Start ins Wochenende
Julia
Steffi
Wirklich unfassbar! Ich bin tatsächlich erst über Pinterest auf Dich aufmerksam geworden… Liebe Grüße Steffi
JuLa
Liebe Steffi,
dann herzlich willkommen und schön, dass du es noch rechtzeitig „rübergeschafft“ hast 😉
Liebe Grüße
Julia